2020 - 2021 ERWACHEN AM AUGENBLICK
17. September, 2020
Sehen – Handeln – Durchblick – Gestalt
Impulsvorträge und Podiumsgespräch mit Barbara Diethelm, Joerg Frikke und Werner Schmidt
Wenn das Zeitgeschehen so komplex und unübersichtlich ist wie zur Zeit, wenn das bisher als sicher Begriffene nicht mehr greift, wenn Brücken einstürzen, Häuser in Flammen aufgehen, uns der Boden unter den Füssen weggespült wird... Dann kann Künstlerisches Handeln notwendig werden. Es eröffnet neue Perspektiven, bietet Möglichkeiten, ist prozess-orientiert, geschieht in Freiheit, lässt Neues zu.
Je aufmerksamer wir etwas anschauen, desto mehr sehen wir. Es werden Verbindungen sichtbar, die äusseren und inneren Beziehungen, das Zusammenspiel von «Figur und Grund», das die Gestalt des Lebens webt. Aktives Sehen ermöglicht Teilnahme – wir Erschauen das eigentliche «Kunstwerk».
Werner Schmidt: «Sehen – in der Welt sein»
Unser Auge, wie alle unsere Sinne, verbinden uns mit der Welt, d.h. mit dem, was uns unsere rationale Erziehung als Welt erkennbar gemacht hat. Diese Weltansicht allerdings trennt uns vom Gesehenen, macht uns zu einem Aussenstehenden, so als wären wir nicht Teil des Beobachteten. Jede Sinneswahrnehmung aber geht tiefer, löst Gefühle aus, schafft innere Bilder, Ahnungen vom Ganzen dieser Welt, die wir vielleicht nie in ihrer Vollkommenheit erkennen können. Doch die Möglichkeit eines imaginativen Sehens, das uns der Wirklichkeit so viel näher bringt, soll hier zu Wort kommen.
Sehen wir, was wir wissen? Oder sehen wir, was wir sehen? Bestätigen wir uns im Gewohnten, bewegen uns in unseren Sicherheiten? Oder gewinnen wir etwas hinzu, geht uns ein Licht auf? Und wer ist es, der sieht? Im Angebot: Drei Gegenstände – drei Seh-Impulse. Aus der NATUR, der KUNST, vom KIND.
Joerg Frikke, nach dem Studium Kunst und Geisteswissenschaften, tätig im öffentlichen Bildungswesen, Hochschullehrer für Visuelle Kommunikation, Projektentwickler für Künstlerisches Handeln in sozial-kulturellen Einrichtungen und in Unternehmen. Ausstellungen in Deutschland, Italien und in der Schweiz. Macht Bücher für seine Gedichte und Fotografien und fragt sich: Wie kann ich wirken in diesen Zeiten tief greifender Umbrüche? Mit welchen Menschen will ich mich verbinden – auf ein Neues hin.
Werner Schmidt, Maler, Pädagoge und Mitgründer der Fondation Lascaux. Für ihn stellt die Ethik des künstlerischen Handelns einen zentralen Wert dar. Maler ist er geblieben, aber seine Werkstatt ist jetzt sein Wildgarten. Hier schaut er zu, schaut wie ein Hirte, der auf die Bewegungen seiner Herde schaut. Zentrales Anliegen seiner künstlerischen Praxis wie seiner Lehrtätigkeit: Demut und Staunen vor dem Wunder der Schöpfung.